KK019 Online-Dating

13Das Internet bietet für alles eine Lösung: auch für die Suche nach dem perfekten Partner oder der perfekten Partnerin. Jana Niemeyer ist Kulturanthropologin und sprach bei der Tagung „Digitale Praxen“ an der Goethe Universität Frankfurt im Februar 2015 zu „Match me if you can: Soziotechnische Dynamiken beim Online-Dating“. Die Untersuchung war Thema ihrer Master-Arbeit. In der Podcast-Episode berichtet sie von ihren Erkenntnissen zum Online-Dating und von medienethnografischer Forschung.

Veröffentlicht am 01.09.2015

Podcast-Notizen (Shownotes)

00:00:00 Einleitung
Arbeitet in Frankfurt/Main an der Goethe Universität bei Studium Digitale – kommt ursprünglich aus Nienburg an der Weser – irgendwas mit Kultur/-anthropologie und Französisch studieren – Frankfurt in der Mitte zwischen Zuhause und Frankreich – Was ist Kulturanthropologie? – Wie machen Mensch was? – Ethnografische Forschung – Schwerpunkte: z.B. Medienanthropologie (welche Akteure machen was online) oder auch Stadtanthropologie (z.B. Gentrifizierung) – Institut für Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie – Fremder Blick auf Alltägliches – Bachelor ging Richtung Migration und Stadtethnografie – im Master Medienethnografie –  im Kontext der Kochen-Ausstellung wurde ZIVOT PISE ROMANE – DAS LEBEN SCHREIBT ROMANE gezeigt (15 Min.) – studentisches Filmprojekt zusammen mit Karina Goldberg und Rika Spiekermann über über die „Rotunde-Frauen“ im IG Farben Gebäude (Goethe Universität) – Gefka e.V. – GefKa Radio bei Radio X – parallel zum Masterstudium Buch-und Medienpraxis (BUMP) angefangen.

00:10:19 Annäherung an das Feld
Bei  BUMP das erste Mal jemanden kennengelernt, die sich über eine Online-Plattform verpartnert hatte – später Eva Illouz gelesen – „Konsum der Romantik“ (2007) – Forschung aus dem Kontext der Frankfurter Schule auf Online-Dating – wie Liebe zur Ware wird – für die Masterarbeit: wäre interessant, sich das Ganze aus einer anderen Perspektive anzuschauen – Schwerpunkt in der eigenen Forschung lag auf den Matching-Verfahren – Allgorithmus der Partner/Partnerin zusammenführt – Recherche – Statistische Daten zu Singlebörsen – war selbst kein Single zur Zeit der Forschung – Status: nicht auf der Suche, sondern als Forscherin – Interviews mit Teilnehmer/innen der Singlebörse im Chat – Flirtcharakter sofort da – Forschung öffentlich gemacht bei den Plattformen – „Ah, das ist mal ne gute Masche!“ – Man muss originell rüber kommen, sich positiv darstellen – führt zu Standardisierung: alle sind positiv, lesen gern, gehen gern ins Kino.

00:16:31 Forschungsrahmen
Forschungsdesign – Planung – Transparenz – Abo – Flirtbörsen – Wie erforscht man Online-Dating? – Zuerst vielen Leuten erzählt – darüber Tipps für Interviewpartner bekommen – zudem Kontaktaufnahme zu Partnerbörsen – Matchingverfahren selbst durchlaufen – nach Fragenkatalog wird ein Persönlichkeitsprofil erstellt und abgeglichen – auf einer Plattform mit Matchingverfahren ein 6-monatiges kostenfreies Abo zu Forschungszwecken gestellt bekommen – weiterhin auf vier kostenfreien Flirtbörsen umgeschaut – Flirtbörsen: Soziale Netzwerke mit mehrdeutigen Absichten – Unterschiedliche Ausrichtungen –  Schwarzes GlückGleichklang50plus – 4 Plattformen, 2 Partner- und 2 Flirtbörsen – Forschungsfrage und grober Interviewleitfaden – Interviewpartner/innen kamen über private Kontakte – über das Erzählen des Forschungsthemas im Bekanntenkreis – sich die Profile ihrer Interviewpartner/innen zeigen lassen – Profileinstellungen – Strategien zur Performanz – Kulturanthropologische Sicht: ich schau mir den Prozess selbst an – eigene Sicht im Abgleich mit Sicht der Interviewpartner/innen.

00:24:04 Flexibilisierung und Beschleunigung
Es geht schnell auf Börsen – man hat wenig Zeit, öffnet sich – „passing stranger effect“ – Seelenstriptease – Vorselektion – Romatisierungsprozess – Interviews mit Personen mit „ernsten Absichten“ – Zum Zeitpunkt der Forschung 2011/12 hatte das Kennenlernen über eine Plattform noch ein Stigma – Ergebnis: Akteure wissen was sie tun, dass sich alle viel positiver darstellen, dass das aber auch nicht zu stark abweichen darf von der eigenen Person – Wer ist man denn eigentlich? – Wie stellt man sich dar? – Welches Konzept hat man von sich? – Wie wird das präsentiert? – Was gut funktioniert: Männer, die Fotos mit Hunden einstellen (=treue Seele) – Abgleich – schnell offline Treffen – leichte Möglichkeit sich Kennenzulernen – flexible Gesellschaft – neu in der Stadt – bei der Untersuchung keine Unterscheidung zwischen Land und Stadt gemacht – sowohl jüngere und ältere Interviewteilnehmer/innen – auf dem Land: wenig Auswahl – in der Stadt: wenig Zeit.

00:35:53 Vom Suchen und Finden
Ethnografische Forschung: Verzahnung von Forschung und eigenen Leben – Profil als Spiegel – Rolle der Forscherin – wenig Anfragen ohne Bild – Standardisierte Antworten – Verfeinerung der Suchstrategie – Was geht und was geht nicht – zu schnell antworten –  Schritte: schreiben, telefonieren, treffen.

00:42:32 Match me if you can
Kriterien des Matching – Mischung von Parametern aus „Gleich und Gleich gesellt sich gern“ und „Gegensätze ziehen sich an“ – E-Dating-Workshop – Soziologie des E-Datings (Uni Bamberg) – Partnerbörsen forschen selbst (Soziologen und Psychologen) – Erfolgszahlen – Erfolg = Eheschließung – Erfolgspaare – Matching = seriös (denn dafür zahl ich auch)  – Leidensdruck vs. Spielwiese – 8 Mio. Partnersuchende – Karteileichen

00:49:56 Dating als Produkt
Der beste Kunde ist der, der lange zahlt und kurz vor der Resignation jmd. findet – Vgl. zu Kontaktanzeigen – auf Empfehlung von Freunden zum Online-Dating gekommen – viel Werbung

00:55:51 Online-Dating als Digitale Praxis 
Master-Arbeit (2013): „Match me if you can“ – Konferenz „Digitale Praxen“ organisiert vom Betreuer der Master-Arbeit am Institut für Kulturanthrolpologie/ Goethe Uni – Online-Dating ist eine digitale Praxis – Anfrage für einen Vortrag – Böll Analytics zum Thema „Traumhochzeit“ – Online-Dating als Eheanbahnung – Pecha Kucha-Format (vgl. Video) – Gegenwärtige Reaktionen anlässlich dieser Veranstaltungen – Damals noch Ausblick der Arbeit: Dating-Apps (Grindr / Blendr) – Echt- und nahzeitliche Kontaktaufnahme – Gegenwärtig nutzen viele Leute Dating-Apps – Beschleunigung der Auswahl – Überall-Dating – Tinder als Social Network

01:03:40 Ausklang
Ab und an Lehrauftrag an der Uni – Radio DauerwelleGefka-Radio/Radio X

Vortrag: „Match me if you can. Sozio-technische Dynamiken beim Online-Dating“

Gibt es zu der Episode noch offene Fragen oder Ergänzungen? Dann schreibt uns in den Kommentaren. Wenn die Episode oder der Podcast Euch gefallen hat, dann könnt Ihr uns mit einer Bewertung oder Rezension bei iTunes eine Freude machen.

Gast: Jana Niemeyer
Gastgeberin: Tine Nowak (@tinowa)
Technik: Uvo Pauls/Audiohölle
Musik: „The Bottom (instrumental)“ by Josh Woodward (CC BY)

Tine Nowak

Gastgeberin des Kulturkapital-Podcasts. Arbeitet beim Museum für Kommunikation Frankfurt.