Die Künstlerinnen Eva Paulitsch und Uta Weyrich suchen und entdecken Poesie im Alltag. Sie haben sich 2003 an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart kennengelernt und arbeiten seitdem zusammen, mittlerweile von Stuttgart und Berlin aus. Seit 9 Jahren lassen sie sich zudem Handyclips von Jugendlichen schenken. Die Filme* fließen zum einen in das Handyfilmarchiv der beiden ein und werden zum anderen in Galerien und Museen von ihnen zu Kunst transformiert.
* Wenn im Podcast oder den Notizen Film, Handyfilm etc. erwähnt wird, bezieht sich das immer auf das Videoformat von Handys und Smartphones.
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Veröffentlicht am 27.04.2015
Podcast-Notizen (Shownotes)
00:00:00 Einleitung
Gespräch mit Eva Paulitsch und Uta Weyrich
00:02:34 Einstieg mit Kunstprojekten
Hausmeister-Interviews (Ausstellung „Manni“) – Erstes großes Handyfilmprojekt 2005/06 – Projekte in denen das urbane Umfeld und Gegenüber aufgegriffen/aufgenommen werden – Technik zur Kontaktaufnahme – Am Anfang Handyfilmsammeln via Bluetooth, Wartezeit, Gespräche – Stadtbefragung: Wie ist das Leben?
00:10:17 Genese als Künstlerinnenduo
Über Ausstellungsprojekt kennengelernt – Projektantrag zusammen erarbeitet – Eva 1999 Internetprojekt „Flaneur digital“, Instantkamera und Plakat in die Welt geschickt, die zurückgesandte Fotos wurde als ein Mapping online gestellt – Eva hat nicht Medien studiert, sondern Malerei und Glasgestaltung – Uta fing ebenso in der Malerei an
Erste Arbeit – Recherche zu der Historie des Raums einer Off-Galerie, früher mal Wäscherei – Wäscherei reaktiviert – raus aus der Kunst und trotzdem Kunst – Erweiterter Kunstbegriff – 3 Wochen als Waschfrau gearbeitet.
00:16:40 Der Aspekt der Präsenz
Die Präsenz der Künstlerinnen als Aspekt der Arbeit – Die Strasse als Atelier, mit Menschen arbeiten, daraus entstehen Medieninstallationen im Nachhinein – Die Faszination der Begegnung vs. Gefahr durch professionalisierte Routinen im Handyfilmsammeln – Immer wieder Neuerungen, wie in Ravensburg beim Jugendkunstclub mit Scouts, die Filme gesammelt haben – Gleiches in Hannover, wo 2 FSJ-lerinnen von einem Freizeitheim im Vorfeld sammeln waren, an dem Abend Präsentation der Filme, die zudem ins Handyfilmarchiv einfliessen – In Hannover unterschiedliche Videos, soziale Durchmischung – In Ravensburg eher Videos von einer sozialen Schicht.
00:22:49 Das Handyfilmprojekt
Lebenswelten der Jugendlichen – Durch Beobachtungen auf das Thema gestoßen – Viel Kommunikation über die Handys, Jugendliche stehen zusammen und schauen auf ein Handy in der Mitte – Kompensation von Sprache – Viele Fotos, aber auch Filme – Interesse am Versatzstückhaften, Raum für Assoziationen – Warum Fokus auf die Filme?
Ansprache im Stadtraum: Handyfilm schenken!
00:27:11 Konfrontation mit Kunst
Alltagsfilme, für den Moment entstandene Filme – Durch Ansprache Blick in das eigene Videoarchiv und Reflexionsanlass – „Wir retten die Filme vorm Delete“Spiel mit Künstleridentität bei der Kontaktaufnahme – Welchen Spirit hat das Projekt? – Tausch: Persönlicher Kontakt mit Privatadresse gegen Handyvideo – Aufwertung der Videos durch das Interesse der Künstlerinnen – „Das ist schon toll. Die Erwachseen sollen sehen, dass wir mit den Handys nicht nur Scheiss machen“ – „Ich hab nix Gescheites, ich mach das nur so nebenher“ – Ungläubigkeit an dem Interesse für Nebenbei-Produkte wie Handyvideos – Alltagsbilder als Poesie des Alltags – Wuchern mit dem Zeitdokument: 9 Jahre Handyfilmsammlung – Das Verständnis, was Kunst sein kann – „Wir malen mit den Filmen“ – Wie sucht Ihr aus? „Wir nehmen jeden“ „Wir sammeln auch via WhatsApp“, macht aber auch Probleme z.B. Datenkomprimierung – Archiv ist komplett online. Einladung für die Ausstellung, manche kommen auch und mischen das klassische Kunstpublikum auf Denken in Kategorien wäre als Filmerin nicht da, als Künstlerin kann – Kunst im öffentlichen Raum mit QR-Codes auf Servietten („Göppingener Serviettenkino„, Kunsthalle Göppingen) – Klassische Kunstvermittlung von Schule aus: eher Malerei.
00:39:42 Transformation der Videos
Der Raum der Ausstellung ist maßgeblich – Künstlerhaus Dortmund das erste Mal „True Fiction“ gezeigt – Auf einen Raum zu reagieren – Festival in Pforzhein, „True Fiction“ hinter dem Altar, der Ort ist bestimmend – Unterstützung durch Fachleute in Zusammenarbeit: z.B. Philipp Contag-Lada, aber auch andere – Aufgehört selbst zu schneiden, Blick von Außen – Konstanz Seecontainer mit Videoscreening (Schnitt: David Fabra)
Eva Paulitsch and Uta Weyrich: „true fiction“ (http://www.pw-videoblog.de), Projektion: Philipp Contag-Lada (http://www.7pc.de) @Schloßkirche Pforzheim
00:44:04 Arbeitsprozesse
Wie habt Ihr das gelernt? – Learning by Doing,aber auch immer wieder Scheitern – Leute finden, die das echt gut können – Künstlerische Arbeit als Konzept – Kommunikation und Netzwerke – Freihe Hand und Freiräume als Loslassenkönnen – Teamarbeit: Nicht nur eine Autorenschaft – Was liegt uns? – Befreiung von Strategischer Künstlerbiogafie
00:50:29 Kunst und Finanzierung
Immer Jobs nebenbei – Hybrides: Schnittstelle zur Kulturelle Bildung oder Sozialarbeit – Finanzieren durch Projekte mit Städten und durch Kooperationen Kontakt zujm Kunstraum – Soziale Plastik
00:55:34 Das Projekt in Hannover
01:01:12 Pläne: Was kommt?
Nach Forschungsprojekt mit Züricher Hochschule der Künste – Vollzeit Handyfilmprojekt – Vorbereitung einer Publikation – Neues Projekt zur Audiospur der Videos – Perspektiven für das Handyfilmarchiv – Wie mit den Daten umgehen? – Geschenkte Filme vs. Bildrechte
01:07:12 Konvolut und Archiv: Was war, was ist?
Saisonale Motive und mediale Prägung der Videos – Bildrechte nun Thema – Komplettes Archiv ist online – Facebookseite – Grauzone – Datensicherung – Langfristige Perspektiven? – Reagieren im Jetzt – Gedankenaustausch mit Informatikern – „Das Archiv rückt jetzt mehr und mehr in den Fokus“ – Umgang mit den Audiotranskripten – Bilderflut der Onlineseite – Wie können andere, Wissenschaftler mit dem Archiv arbeiten? – Keine Metadaten – Forschungsmethoden für das Material
01:17:18 Zum Schluss
Nächste Stationen: Aktiv im im Juli in Schweinfurt, dann Ausstellung im Januar 2016, im Juni nochmal Hannover und im Oktober in Klagenfurt mit einer Ausstellung.
Eva Paulitsch and Uta Weyrich: „private matter“ (http://www.pw-videoblog.de), Projektion: Philipp Contag-Lada (http://www.7pc.de) @ BBB Baden, Schweiz
Disclaimer: Die Notizen sind noch im Beta-Stadium und werden noch mit Links ergänzt.
Gäste: Eva Paulitsch und Uta Weyrich
Gastgeberin: Tine Nowak (@tinowa)
Technik: Uvo Pauls/Audiohölle
Musik: „The Bottom (instrumental)“ by Josh Woodward (CC BY)
Sehr spannende Podcastfolge, wie ich finde. Sie hat mir eine neue Sichtweise auf Handyfilme eröffnet. Was Eva und Paula da machen, hat ja fast was mit Archäologie zu tun, digitale Archäologie sozusagen :-)
Schade, daß ich die Ausstellung hier am Bodensee verpaßt habe, aber vielleicht gibt es mal die Möglichkeit, eine der Ausstellungen in einer anderen Stadt zu besuchen.
Liebe Grüsse vom Bodensee,
Michaela